Mont Blanc 2011

Mont Blanc Solo    19. – 21. Juni 2011

Der höchste Europäer im Alleingang mit Biwak

-Routenverlauf der Bergtour

 

 

Frühmorgens am Bahnhof von St. Gervais (900 m): Die dunklen Regenwolken verziehen sich allmählich. Die Wetterprognosen stimmen optimistisch für den Versuch, den Mont Blanc (4810 m) im Alleingang zu bewältigen.

Vertrauenserweckend: Die Betreiber der guten alten Mont Blanc Tramway streuen vor jeder Zugsdurchfahrt Sand auf Weichen und Schienen, damit die Räder der Lokomotive nicht durchdrehen. Bemerkenswert und heiter auch das Verkehrsschild auf dem Bild. Frage: Welcher Autofahrer würde sich schon hier her verfahren???

Ab Bellevue wartet ein mehrstündiger steiler Aufstieg durch nasse Alpweiden und eine ungemütliche Geröllhalde mit viel Steinschlag. Doch allmählich verzieht sich der Nebel, und die Aiguille de Goûter kommt zum Vorschein.

Mittagessen in der Geröllhalde. Dazu eignet sich der gefriergetrocknete Expeditionsfood.

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Vollbepackt (25 kg am Rücken) im berüchtigten Goûter Couloir. Dieses gefährliche Couloir hat schon manchen Alpinisten das Leben gekostet. Höchste Vorsicht und Konzentration sind hier gefragt. Vor allem sind die Ohren zu spitzen, Steinschlag ereignet sich hier im Minutentakt.

Majestätischer Anblick: Die 4’052 Meter hohe Aiguille Bionnassay.

Müde, aber es ist geschafft: Nach 6 Stunden Plackerei ist im kleinen Biwakzelt Erholung angesagt, denn um drei Uhr nachts wird es losgehen mit dem Gipfelsturm. Draussen herrscht Nebel und minus 10 Grad.

Nach 4 Stunden im Schneesturm und Nebel lichtet sich dieser im Bereich der Crête Bosses allmählich. Zum Gipfel sind es noch knapp 300 Höhenmeter. Ein grosses Problem ist der Sturm, der mit über 100 Stundenkilometer vom Westen her ungebremst an den Berg schlägt. Einige Seilschaften kehren wieder um, viele Alpinisten sind zu leicht gekleidet. Hier reicht eine Gore-Tex-Jacke längst nicht mehr aus. Auf dem ausgesetzten Grat der oberen Bosses-Schulter ist höchste Konzentration gefragt. Hier rutscht man nur einmal weg…

Aber das Schattenspiel der immer höher steigenden Sonne ist ein grosses optisches Spektakel.

Über den ausgesetzten Gipfelgrat wird nach fast fünf Stunden der 4’810 Meter hohe Gipfel des Mont Blanc erreicht. Der Sturm ist noch stärker geworden, man kann sich kaum mehr auf den Beinen halten. Eine kleine Gruppe Alpinisten verweilt für einen kurzen Moment auf dem breiten Gipfelplateau, tritt aber bald mal den Rückzug ins Tal an. Der Versuch, mit dem Selbstauslöser ein Gipfelbild zu schiessen, zeigt, dass einem der Wind tatsächlich „umhaut“. Der weil ziehen bogenförmige Schleierwolken in rasantem Tempo über den Gipfel hinweg.

Nach eineinhalb Stunden Abstieg ziemlich erschöpft zurück im Basislager auf 3’900 Meter. Das Zelt steht 100 Meter südlich der bekannten, aber immer hoffnungsvoll überfüllten Goûterhütte. Deshalb verzichtete ich gerne auf den Rummel und genoss die Abgeschiedenheit im Zelt.

Blick vom Basecamp hinunter nach Chamonix. Rechts ist die Aiguille du Midi zu sehen.

Erholung im Basecamp vom energieraubenden Gipfelsturm. Am nächsten Morgen traue ich meinen Augen nicht. Um mein Zelt herum hat sich eine echte Stadt gebildet. Da steige ich doch lieber ins Tal ab.

In der Tete Rousse-Hütte gönne ich mir ein währschaftes Zmorge nach dem heiklen Abstieg durch’s Goûter-Couloir.

E strube Siech: Nun, mit Eitelkeit bringt man es am Berg halt nicht weit….

Das Tal naht: Noch etwa 800 Höhenmeter zum Bellevue. Im Hintergrund ist Chamonix zu sehen.

Blick zurück: Die vielen Alpinisten, die sich heute auf den Gipfel wagten, hatten eher schlechteres Wetter als ich. Dafür etwas weniger Wind.

 

Bruno Petroni
3800 Matten
b.petroni@gmx.ch

Tel. +41 796569941

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